Langensteinbach im Dialekt

www.schdoibach.de

 

Texte: der Mensch

Der Mensch

 

1. Von oben bis unten

 

Der Mensch fängt ganz oben an, am Zwärwel (Wirbel), bei den Weibsleit oft ê Neschd (Haarknoten), vorne kommt der Zenké (Nase), die Backé (Wangen), s Maul (Mund) und der Zebart (Kinn), am Hals vorne s' Gorgelknepfle (Kehlkopf) und hinten s' Gnick, dann vorne der Ranzé (Bauch), hinten der Buggel (Rücken) und der Hennéré (Hintern). Direkt daran beginnen die langen badischen Fies (Füße) mit dem Knei (Knie) und dem Scheeboi (Schienbein), dann s' Knettèrle (Knöchel) und dem (!) Färsché (Ferse) und dann hört der Mensch mit dem großè Fußzeh auf.

 

 

2. Wenn oim net g'herich isch (nicht gehörig)

 

Es gibt harmlose Beschwerden wie dé Pfipfes (Schnupfen, Erkältung). Man vorschreckt wenn man ans Närrisch Boile (Ellenbogennerv) anstößt, hat a belzichs Gfiehl (ein pelziges Gefühl), wenn der Fuß eingeschlafen ist, hat im Auge ein Wegsaicherle (Gerstenkorn) oder wonnert (wundert) sich, wenn man den Gluckser (Schluckauf) kriegt oder wenn sich vom Schaffen eine Blodder oder Wasserbloos bildet. Wenn man sich amarts o'ghaue (irgendwo angeschlagen) hat, gibt’s a Blomehl oder gronné Blut (Bluterguss) und wenn sich auf dem Kratzer schon ein Blätz (Wundschorf) gebildet hat, ist das meiste überstanden. Bemerkt man auf der Haut é Hiwwele (Erhebung) kann das é Quaddel (Quaste) sein oder zum Biffzle, zum Buffzé oder gar zum Aise werden. Kinder kriegen den Wochendippel (Mumps) oder d'Fleggé (Masern), Kinder und und Erwachsene s Abweiché (Durchfall) [ein aus dem Alemannischen aufgeschnappte Beschreibung heißt übersetzt: s' Abweiché: All Schdonn émol un all Mol é Schdonn un des drei Dag, no bisch gern widder gsonn.] Schlimm ist es, wenn es einer einmal em Leib hat oddder wemmâr beim Doktor uff ém Schrage liegt und er muss uffschneidé. Wenn es gar im Kopf nicht mehr stimmt, kommt's "gree Wägele" und es geht ab auf die Hub, nach Illenau oder nach Wiesloch (neuerdings nach Hirsau und schon bald bleiben wir vielleicht im Ort). Es gibt noch viele andere Beschwerden, aber die überspringen wir jetzt.

 

Jedenfalls fühlt man sich arg labbrich und liddrich, wenn man etwas hat und es wird einem allmol dormlich (schwindelig), man jomert rom (rumjammern) und man macht alle dromrom hennèrfier (durcheinander). Sie sagen, man wäre ein Bruddelhaafè. Am besten hilft noligge (hinlegen) und zudecken mit em Debbich (Decke) oder mit der Degge (Bettdecke) oder Staucher (Pulswärmer) nei streffé (überstreifen). Wenn ein Zengesèl-Tee (Brennessel) oder Biebèlèskäs-Wiggel (Quark-Umschläge) a nex baddé (auch nichts nützen) muss man halt (eben) ebbes vun dè Abbèdeeg (etwas aus der Apotheke) holen und wenn man dann wieder schnaufen (atmen) kann, geht es einem renger (leichter) und man guckt bald wieder ganz keffrig (munter) um sich herum. Am nächsten Tag ist man dann hoffentlich wieder uff'èm Damm.

 

 

3. Das Gehirn (s' Hern)

 

Mir denkt's noch heißt „ich erinnere mich noch“. 

„Net i ben mei Hern, awwer s'Hern helft oim scho“ (nicht ich bin mein Gehirn, sondern das Gehirn hilft mir).

Einschub: Das Wort „sondern“ gibt es, wie viele andere Wörter im Dialekt nicht, Ersatz ist awwer.

 

Wenn man zum Erinnern ein zusätzliches Hirn in Anspruch nehmen will, sagt man den iwwârzwerché Satz „Denksch mâr helfe dro!“ (Hilf mir, dran zu denken!). „Awwer des werd nex“, der andere vergisst es auch. Für alles bräuchte man én Kopf wie é Semmre (einen Kopf wie eine Simmre [ein Getreidemaß]) und den meisten „denkts sowieso net vun die zwelfe bis Middaag“.

 

Tätigkeiten des Gehirns sind:        

 

Dialekt

deutsch

merké

b'halte

oifalle                                 

drodenké

iwwerlege                          

bsenné

sennieré                             

griwwlé

vorgessé                  

 

bewusst werden

merken

erinnern

dran denken

überlegen

besinnen

nachsinnen

grübeln

vergessen