Langensteinbach im Dialekt

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Texte: beim Zahnarzt

 

 

An der Straße nach Reichenbach praktizierte einer der Zahnärzte unseres Ortes.

Da sich Besuche beim Zahnarzt prinzipiell nicht vermeiden lassen, hat man sich, wenn es sein musste, unangemeldet ins Wartezimmer begeben. Dort waren normalerweise alle Stühle besetzt und man wartete mit wenig interessanter Lektüre auf einen freien Platz. Die aus der Praxis gut hörbaren Geräusche des Bohrers ließen eventuell vorhandene Zahnschmerzen schnell verschwinden. Nach der einmal gefassten Entscheidung zur Behandlung kam aber ein Verlassen des Wartezimmers nur selten vor.

 

Bei der Begutachtung des Gebisses war eine Äußerung des Entsetzens obligatorisch („ts, ts, ts, oh Bu was hasch du für Zähne“). Das war wenig motivierend. Meistens musste plombiert werden was mehrere Besuchstermine erforderte (Vorbohren mit provisorischer Füllung, Hauptbohren mit Amalgamfüllung, Nachschleifen und Polieren). Wenn ein Zahn gezogen werden musste, blieb die Lücke einige Zeit bestehen. Beim nächsten Besuch konnte bereits ein Ersatz als Brücke oder Gaumenplatte aus dem eigenen Labor anprobiert werden. Die Schleifgeräusche aus dem Labor an den neuen Zähnen konnte man bei geschlossenem Mund leicht ertragen.

 

Als „Zahnarzt“ gehörte der Zahnmediziner zur gesellschaftlichen Oberschicht. Sein Vater bezeichnete sich noch als „Dentist“, der Großvater war „Friseur“. Das war durchaus typisch für die Entwicklung des Zahnarzt-Berufes. Aus der Tatsache, dass einer seiner Urgroßväter Metzger war, leitete der Zahnarzt seine Vorliebe für blutige Zahnbehandlungen her.